Als ich mich mit meiner neuen Leidenschaft fürs Schreiben geoutet hatte wurden mir immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Wie kamst Du dazu, ein Buch zu schreiben? Woher hast Du die Zeit und die Ideen genommen? Die Antworten gibt es nun hier für alle nachzulesen.
Wie kamst Du auf die Idee ein Buch zu schreiben?
Nicht ich fand zum Buch, sondern das Buch fand mich. Klingt komisch? Stimmt aber. Ich habe nicht im Geringsten daran gedacht, ein Buch zu schreiben!
Eines schönen Tages stiefelte Leander Kayran ungefragt auf mich zu (nachzulesen im Kapitel `Tanz der Vampire´), baute sich vor mir auf und grinste sein unverschämtes Grinsen. „Hier bin ich also“, hat er spöttisch gesagt. „Und Sie setzten sich jetzt hin und schreiben, gute Frau.“-„Und wenn ich das nicht mache?“, habe ich mich gewagt zu fragen, was gar nicht so einfach ist, wenn man diesem Protz Angesicht zu Angesicht gegenüber steht. „Sie tun besser daran, mir Folge zu leisten. Im Allgemeinen verabscheue ich widerspenstiges Essen, aber ich bin durchaus gewillt, meine Gewohnheit in Ausnahmefällen zu überdenken.“ Wer kann dazu schon `Nein´ sagen?
Also setzte ich mich vor den PC und schrieb diese Begegnung auf. Mehr wollte ich gar nicht schreiben. Aber es war wie ein Virus, das mich befallen hatte.
Ich schien plötzlich eine Direktleitung zu Seraphim und Leander zu haben, denn nun quasseln sie ununterbrochen mit mir; Seraphim stets freundlich aber bestimmt und Leander auf seine unnachahmlich arroganten Art.
Die beiden nahmen mich auf ihren Streifzügen mit und gaben in meinem Kopf solange keine Ruhe, bis ich wieder am PC saß und endlich alles aufschreiben konnte. Und irgendwann waren dann 130 Seiten geschrieben.
Woher nimmst Du die Zeit zum Schreiben?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Ich nehme mir sie einfach!
Es mag jetzt welche geben, die nun aufschreien: So einfach ist das doch nicht. Ich aber sage: Jeder hat Zeit wenn er nur will.
`Seraphim: Carpe Noctem´ habe ich innerhalb von zweieinhalb Monaten geschrieben. Das war kein Spaß, sondern eine Notwenigkeit! Es war der unstillbare Drang, jeden Tag/Nacht so viele Buchstaben als möglich aus dem Kopf zu bekommen. Seraphim und Leander texteten mich pausenlos zu, erzählten mir, was sie taten und sahen. Ständig forderten sie meine Aufmerksamkeit und die einzige Möglichkeit, die beiden wenigstens einigermaßen in Schach zu halten, war alles aufzuschreiben.
Immer. Überall. Im Auto an der roten Ampel. Morgens, wenn ich ein wenig Luft hatte und die Arbeit im Haus getan war. Nachmittags, wenn die Kids beschäftigt waren. Spät abends, wenn alles schlief. Und wenn ich den Laptop dann nachts um 2 Uhr nach 5 Stunden Schreiben endlich zugeklappt hatte und auf dem Weg zum Bett war, stand ich sogleich am Waschbecken, die Zahnbürste in der einen, den Stift in der anderen Hand und schrieb munter weiter.
Es gab Nächte, in denen ich aufstand, um einen Satz, oder zwei, oder drei aufzuschreiben. Das Maximum war ein 18-Stunden-Schreibdilirium. Ununterbrochen von neun Uhr morgens bis drei Uhr nachts, mit vier Kannen schwarzem Tee und ein paar Broten und Nüssen als Verpflegung. Danach war ich fix und fertig, ausgelaugt, müde und stocksteif. Aber ich war auch überglücklich, denn ich hatte fast 25 DinA4-Seiten geschrieben.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mir einfach die Zeit genommen, weil ich sie brauchte! Andere wären in diesen Stunden joggen gegangen, hätten Tennis gespielt, Freunde getroffen, geschlafen oder sich mit dem Ehemann gestritten. Ich dagegen saß am Laptop und hämmerte solange auf den Tasten herum, bis die drauf gedruckten Buchstaben kaum noch zu erkennen waren. Die Geschichte musste raus und es gab keinen anderen Weg, als sie aus meinem Kopf zu schreiben!
Woher nimmst Du die Ideen für deine Geschichte?
Wir alle sammeln den lieben langen Tag immer und überall Informationen, egal ob beim Einkaufen, auf Partys oder beim Tanken. Diese Infos wandern in meinem Gedächtnis in die `Ablage B´ (`B´ für beiseitegelegt. In dieser Ablage herrscht ein ziemliches Chaos…). Dort lagern sie dann und werden einfach vergessen.
Als ich `Seraphim: Carpe Noctem´ schrieb flatterten einige der verschollenen Infos ganz von selbst aus dieser Ablage direkt zu Papier. Dieser Vorgang geschah oft genug nicht willentlich. Es ist ähnlich wie beim Kritzeln während des Telefonierens: Man schnappt sich einen Stift und ein Stück Papier oder was auch immer gerade in der Nähe liegt und legt los. Man hat während des Telefongespräches keine Ahnung was man da tut. Aber wenn man den Hörer und den Stift dann nach einiger Zeit wieder beiseitelegt hat man ein wunderschönes Bild. Ein Bild, das niemals so zustande gekommen wäre, hätte man es absichtlich malen wollen.
Für `Seraphim: Carpe Noctem´ gab es keinen gut durchkonstruierten Plot (Handlungsstrang) mit auftretenden Personen und Geschehnissen. Ich kannte nur den Anfang und das Ende. Was dazwischen lag erfuhr ich erst beim Schreiben. Ich wusste nie, was mich hinter der nächsten Ecke erwartete. Und weiß es auch heute noch nicht…MEA CULPA!