eBookOnly oder auch Print? – Buchdruck auf Bestellung

Was für die Hand oder was für den Speicherchip?

Ob du dein fertiges Werk als eBook oder auch als Print anbieten möchtest, kannst du als Selfpublisher frei entscheiden. Ich kenne Autoren, die nur eBooks veröffentlichen und gut verdienen. Ich kenne Autoren, die ihre Geschichten nur in gedruckter Form anbieten. Letzteres hat den Charme, dass das Werk nicht raubkopiert werden kann. Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn es werden unglaublich viele eBooks „geklaut“, sprich auf dubiosen Seiten kostenlos zum Heruntergeladen angeboten (Piraterie und der Schutz vor eBook-Diebstahl ist ein interessantes Thema, das ich an anderer Stelle näher beleuchten werde). Trotzdem gehen dir Einnahmen verloren, wenn du dein Werk nicht auch als eBook anbietest. Für beide Bereiche gibt es eine große Leserschaft und beide Vertriebswege haben ihre Vor- und Nachteile.

Sind Prints gut für die Autorenseele?

Seitdem ich meine Bücher selbst veröffentliche, bediene ich beide Lesergruppen. Die meisten Bände meiner Seraphim:Vampirsaga liegen zwar nur noch als eBook vor, jedoch plane ich auch hier eine zweite Auflage als Print. Die neuen Werke, wie zum Beispiel Aquarií-Schlucht der Erinnerung oder Potz Blitz – Cool abgehangen, habe ich sowohl als eBooks und auch als Prints veröffentlicht. Das liegt daran, dass mein lohnendster Buchverkauf auf Messen und Cons direkt an meinem Autorentisch stattfindet. EBooks verkaufen sich da nicht, aber es nehmen sich Interessierte gerne Flyer mit und bestellen nachträglich. Das passiert nach Messeauftritten eher, als sonst. In der auftrittfreien Zeit, zum Beispiel in der Ferienzeit, in den Winter- oder Schreibpausen, laufen diese Verkäufe nebenher, ebenso wie die Buchbestellungen. Ein schönes Zubrot, ohne dass ich groß etwas dafür tun muss. Allerdings sind die Einnahmen im Vergleich zum Print geringer.

Klinkenputzen inklusive

Mein Augenmerk liegt daher auf den Prints, auch, weil ich es liebe, meine Geschichten als 400+ Seiten starken Wälzer in den Händen zu halten. Aber das hat natürlich Nachteile, denn …

A … du brauchst dein Buch als druckfertige Datei für die Druckerei.

B … du musst die komplette Auflage deines Buches vorfinanzieren, ohne den konkreten Absatz einschätzen zu können, und die Bücher trocken einlagern können.

C … du musst dich konsequent um den Vertrieb kümmern, denn sonst bleibst du auf deinen Büchern sitzen. Das bedeutet, du musst mit deinem Buch ständig auf Reisen gehen und/oder dich um eine Kooperation mit einem sogenannten Barsortimenter wie Libri und/oder Umbreit kümmern.

Aber auch bei eBooksOnly gilt es Einiges zu bedenken, denn die elektronische Variante deines Werkes verkauft sich nicht von alleine. Du …

A … brauchst einen Konverter, der deinen Text in ein angenehm zu lesendes eBook umwandelt. Am einfachsten geht das mit Papyrus (siehe auch im Beitrag Word, Scrivener oder Papyrus? – Welche Vorteile bietet ein richtiges Schreibprogramm?) oder einem anderen Schreibprogramm, das den Arbeitstext als epub oder Mobi ausgeben kann.

B … brauchst einen Distributor, bei dem du dich anmelden und deine eBooks den Lesern auf den wichtigen Verkaufsplattformen im Internet anbieten kannst. Das sind z.B. Tolino, Amazon, Kobo, ITunes und andere.

C … musst dich auch hier um den Verkauf kümmern, denn bei Hunderten von Neuerscheinungen pro Monat geht jedes noch so tolle Werk ohne Werbung unter.

D … solltest auf jeden Fall Flyer für dein Werk drucken lassen, damit du interessierten Lesern etwas in die Hand drücken kannst, anhand dessen sie dein Werk im eBook-Nirwana wiederfinden.

Mühsam ernährt sich das Einhörnchen

Das alles ist Fleißarbeit und nicht jedermanns Sache. Zum Glück gibt es auch eine andere Möglichkeit, bei der man am Ende sein Werk als Buch vorliegen hat, ohne es selbst drucken zu lassen, und bei der du dich zudem nicht um den Vertrieb kümmern musst, sondern lediglich um den Verkauf und ums Marketing: BoD – Books on Demand.

Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit BoD gemacht. Bisher habe ich alles Stück für Stück und eigenständig erledigt. Doch mein Kollege Henning Mützlitz, Herausgeber und Autor der Anthologie Die Wächter Chroniken – Schatten über Camotea, hat das Angebot von BoD genutzt und berichtet euch von seinen Erfahrungen.

Viel Spaß beim Lesen seines Gastbeitrages.

 

Buchdruck auf Bestellung

Books on Demand

von Henning Mützlitz

Den Namen Books on Demand haben sicher alle schon einmal gehört, die sich damit beschäftigt haben, ein Buch ohne die Hilfe eines Verlags zu veröffentlichen. Der Dienstleister war einer der ersten und populärsten, der es von den heute vorhandenen vielfältigen Portalen ermöglichte, ein gedrucktes Buch zu produzieren und im Buchhandel zu vertreiben, ohne dabei inhaltliche Einschränkungen machen zu müssen, die der Zusammenarbeit mit einem Verlag oft geschuldet sind – wenn es denn überhaupt möglich ist, einen Verlagsvertrag zu bekommen.

Hat man also als Autor*in die Entscheidung getroffen, auf eigene Faust etwas zu veröffentlichen, stellen Anbieter wie Books on Demand (oder als Alternative z.B. der ähnliche und ebenfalls empfehlenswerte Anbieter Tredition) eine gute Möglichkeit dar, diese Veröffentlichung ohne Risiko, aber unter Inanspruchnahme einer professionellen Produktions- und Vertriebsstruktur umzusetzen.

Was bedeutet das genau? Anbieter wie Books on Demand bieten eine Plattform, auf der ein Buchprojekt genau so umgesetzt werden kann, wie man sich dies als Autor*in vorstellt, sich aber gleichzeitig nicht um aufwendige und u.U. teure Dinge wie den Druck einer schwer zu kalkulierenden Auflage oder die Etablierung von Vertriebsstrukturen für ein Printprodukt kümmern zu müssen.

Was konkret bietet Books on Demand?

– übersichtliche Internetplattform zur Produktion des eigenen Buchs auf www.bod.de

– vollständige Individualisierbarkeit der eigenen Projekte

– Hilfen/Vorlagen für Buchsatz und Umschlaggestaltung (wenn benötigt)

– gute Kostenkontrolle: Grundgebühr BoD-Classic = 19 Euro -> darüber hinaus könnte man bei BoD nur ein einziges Buch drucken, wenn man möchte (andere Anbieter haben Mindestabnahmemengen von 20-35 Büchern)

– dementsprechend funktioniert das Ganze auf „Print on Demand“-Basis: Man bindet sich keine komplette Druckauflage ans Bein, die bezahlt und abverkauft werden muss.

– freie ISBN

– komplette Kontrolle über den Verkaufspreis

– kompletter Buchhandelsvertrieb: Die Bücher sind automatisch auf allen gängigen Plattformen erhältlich und zudem im lokalen Buchhandel bestellbar

– Listung in eigenen Katalogen/Shop

– Service-Hotline bei Fragen/Problemen

– Änderungen / Korrigierte Auflagen jederzeit möglich (diese kosten allerdings Gebühr, meist 19 Euro)

– Quartalsabrechnungen und -auszahlungen

– kein Ebook-Zwang: z.B. Veröffentlichung des Ebooks via Amazon und des Printbuchs bei BoD

– nur ein Jahr Vertragsbindung

Nachteile:

– Lieferbarkeit im Buch-/Onlinehandel dauert aufgrund des „Print on Demand“-Systems oft mehrere Tage

– Marge geringer als im reinen Self Publishing

– keine komplette Kontrolle über VÖ-Datum -> Erstdruck = VÖ-Datum, obwohl die Bücher u.U. noch nicht im Handel erhältlich sind

– ein Jahr Vertragsbindung

– u.U. mangelnde Berücksichtigung seitens Blogger*innen und/oder Presse, da „nur“ ein BoD-Titel und keine Verlagsveröffentlichung

Warum habe ich Books on Demand genutzt?

Ich persönlich verstehe mich zwar in erster Linie als Verlagsautor und habe viele Buchprojekte bei Verlagen unterschiedlicher Größe umgesetzt – mal mit größerer, mal mit geringerer Zufriedenheit hinsichtlich der Produktion und Zusammenarbeit. Nach wie vor möchte ich in erster Linie diesen Weg mit meinen Romanen gehen, allerdings existieren manchmal Projekte, die für einen Verlag aufgrund unterschiedlicher Faktoren schlechter geeignet sind oder die schlichtweg Herzensprojekte darstellen und veröffentlicht werden MÜSSEN (ganz egal, ob für einen selbst oder für die Öffentlichkeit).

Im Fall von mir und meinem Mitherausgeber stellten Die Wächter-Chroniken – Schatten über Camotea, eine High-Fantasy-Anthologie unter Beteiligung neun weiterer Autor*innen, solch ein Projekt dar. In einem Kleinstverlag waren bereits die Ebooks der darin enthaltenen Kurgeschichten und Novellen erschienen, zu einer Printauflage war es jedoch nie gekommen, so dass wir uns als Herausgeber entschlossen, die Druckausgabe selbst zu produzieren.

Aus den genannten Gründen (wir wollten uns weder eine Palette mit mehreren hundert Büchern in den Keller stellen, noch überall hausieren gehen, damit jemand das Buch in sein Verkaufsportfolio aufnimmt) entschieden wir uns für BoD als Produktions- und Vertriebsplattform. Die Produktion lief wie oben beschrieben problemlos und einwandfrei, allerdings nahmen wir Buchsatz, Coverbild und Umschlaggestaltung in Eigenregie vor, was aufgrund der Expertise der Beteiligten zum Glück auf professionellem Niveau möglich war. Wer diese Möglichkeiten nicht hat, sollte sich am besten Unterstützung von entsprechend befähigten Menschen holen oder die Vorlagen von BoD nutzen (die aber u.U. mit zusätzlichen Kosten behaftet sein könnten).

Wir bestellten zunächst 35 Bücher, ab einer bestellten Menge von 25 Büchern erhält man als Autor die größte Marge pro Buch und freuen uns jetzt in erster Linie, dass ein lange brachliegendes Projekt doch noch das Licht der Welt erblickt hat. Hier ging es uns weniger um das Anstreben eines Riesenerfolgs, sondern darum, bei voller Projekt- und Kostenkontrolle ein Herzensprojekt verwirklicht zu sehen, das in dieser Form und Qualität bei einem Kleinverlag nicht möglich gewesen wäre.

Aber: BoD ist eben kein Publikumsverlag

Aber bei allem Lob für BoD gilt auch hier: Die bloße Tatsache, dass ein Buch existiert, reicht auch hier nicht aus, damit es sich verkauft. (Internet-)Marketing, Lesungen, persönliche Connections zu potentiellen Leser*innen/Blogger*innen usw. das „Hausierengehen“ im örtlichen/befreundeten Buchhandel usw. bleiben unabdingbar, um Aufmerksamkeit für das Buch zu generieren und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es auch wahrgenommen und gelesen wird – vor allem in Bezug auf gedruckte Bücher nicht immer ganz einfach.

Ich hatte das Glück, bei Emons bereits drei Romane in einem größeren Verlag zu veröffentlichen und bin dort in den Genuss einer professionellen Verlagsstruktur gekommen, die vom Programmlektorat über das Textlektorat, das Korrektorat und die Produktion bis hin zu Vertrieb, Marketing und PR eigene Expert*innen beschäftigt, die sich auf allen jeweiligen Feldern besser auskennen als ich. Die Verbreitung eines Buchs, die Aufmerksamkeit von Multiplikatoren und das Standing des Romans alleine durch den Verlagsnamen kann man mit BoD (oder generell als SPler) kaum erreichen.

Hier ist einfach sehr viel mehr Eigeninitiative und Lernbereitschaft gefragt. Dies stellt allerdings keinen großartigen Unterschied zu Kleinverlagen dar, die wie SPler vorwiegend in der Lokal- oder Genreszene und dem Internet vertreiben, so dass ein großer Teil der Öffentlichkeitsarbeit und des Vertriebs auch dort an den Autor*innen hängenbleibt. Zudem muss man seiner ohnehin nur geringen Autorenbeteiligung oder Vorschüssen teilweise monatelang hinterherrennen (leider eine Tatsache, die bei Kleinverlagen weit verbreitet ist) – neben der vollen inhaltlichen Kontrolle über das eigene Projekt ein weiterer Grund, Anbieter wie Books on Demand als Alternative in Betracht zu ziehen.

Über den Autor: Henning Mützlitz durchwandert bereits seit seiner Kindheit phantastische Welten, bis er beschloss, seine eigenen zu erschaffen. Seit einem Redaktionsvolontariat ist er als freier Journalist und Schriftsteller tätig. Er ist unter anderem stellv. Chefredakteur des Genre-Magazins Geek!, in dem er sich mit verschiedenen Formen der Phantastik in Wort und Bild beschäftigt. Daneben schreibt er phantastische und historische Romane.

Webseite: www.henning-muetzlitz.de

Facebook: www.facebook.com/Henning.Muetzlitz

 

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